Forschungsschwerpunkt: Argumentieren
Andere überzeugen. Argumentieren lernen und mitreden
Das Argumentieren ist nicht nur ein zentraler Lerngegenstand im Sprachunterricht, sondern eine für alle Fächer relevante Sprachhandlung, die auch für den schulischen Wissenserwerb grundlegend ist. Argumentieren zu können ermöglicht es darüber hinaus auch, sich an gesellschaftlichen Debatten zu beteiligen und an demokratischen Prozessen zu partizipieren. In seinen Projekten zum Argumentieren fokussiert das Zentrum auf aktuelle gesellschaftliche Diskurse und untersucht, wie die argumentativen Schreibfähigkeiten der Schüler:innen in ihrer Erst-, Zweit- oder Fremdsprache Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit in der Schule gefördert werden können.
Forschungsprojekte zum Argumentieren
In den Forschungs- und Entwicklungsprojekten des Zentrums zum Argumentieren werden neue didaktische Ansätze zur Förderung der schriftlichen Argumentationsfähigkeiten von Schüler:innen der Sekundarstufe in Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdsprache entwickelt, in mehrsprachigen Klassen international erprobt und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit empirisch evaluiert.
DiaLog - Schüler:innen diskutieren kontroverse Fragen zum Klimawandel
Erasmus+ - Projekt: „DiaLog: Schüler_innen diskutieren kontroverse Fragen zum Klimawandel. Entwicklung schriftlicher Argumentationskompetenz in der Erst-, Zweit- und Fremdsprache Deutsch im mehrsprachigen europäischen Kontext"
Laufzeit: 2020 - 2023
Fördergeber: Europäische Union
Müssen wir alle auf Fast-Fashion verzichten? Sollen wir zukünftig Insektenburger essen? Um solche Fragen diskutieren zu können, braucht es das richtige Werkzeug: Sprache.
Diese strittigen Fragen zum Klimawandel werden kontrovers und vor allem von der jungen Generation mit großem Engagement diskutiert. Um sich an Debatten zum Klimawandel beteiligen zu können, ist die Fähigkeit des Argumentierens ein unverzichtbares sprachliches Werkzeug. Nur wer gut argumentieren kann, kann sich Gehör verschaffen, mitreden und mitbestimmen. Argumentieren zu können, ist daher für gesellschaftliche Mitsprache und Teilhabe entscheidend.
Das von der Europäischen Union geförderte Projekt DiaLog – Schüler:innen diskutieren kontroverse Fragen zum Klimawandel (2020–2023), setzt genau an diesem Punkt an: Um die Argumentationsfähigkeiten von Schüler:innen zu fördern, wurde ein didaktischer Ansatz für den Unterricht von Deutsch als Erst-, Zweit- und Fremdsprache entwickelt. Dabei wird das mündliche Argumentieren als Brücke für das schriftliche genutzt und die Fähigkeit der Perspektivenübernahme als Bedingung für kontroverses Argumentieren angebahnt. Der dafür entwickelte didaktische Ansatz wurde mit ca. 480 Schüler:innen der Sekundarstufe II in Österreich, Tschechien und den Niederlanden erprobt und wird nun im Rahmen einer Dissertation hinsichtlich seiner Wirksamkeit evaluiert.
Dissertation
Alles eine Frage der Perspektive? Die Positionierungsperspektive beim mündlichen Diskutieren eines socio-scientific issues als Indikator für die Wirksamkeit vorgelagerter mündlicher Aufgabenarrangements zur Förderung schriftlicher Argumentationsfähigkeiten in sprachlich heterogenen Klassen
In dieser Dissertation wird die Wirksamkeit des didaktischen Konzeptes von DiaLog im Rahmen einer Interventionsstudie überprüft. Dabei werden zwei verschiedene mündliche Diskussionsverfahren, nämlich zum einen ein Rollenspiel, in dem SchülerInnen eine Pro- und Kontra-Position einnehmen müssen, und andererseits ein Verfahren, bei dem Lernende nur aus ihrer eigenen Perspektive argumentieren müssen, in ihrer Effektivität, das schriftliche Argumentieren zu fördern, verglichen.
(Dissertantin: Victoria Reinsperger, Betreuerin: Univ.-Prof. Dr. Sabine Schmölzer-Eibinger)
Unterrichtsmaterialien
Publikationen zum Projekt
Reinsperger, Victoria/Ehrig, Britta/Ehrenmüller, Jürgen/Schicker, Stephan/Akbulut, Muhammed/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2022): “DiaLog - Schüler_innen diskutieren kontroverse Fragen zum Klimawandel. Förderung schriftlicher Argumentationsfähigkeiten in der Erst-, Zweit- und Fremdsprache Deutsch“, in: Zeitschrift für Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit. mit.sprache.teil.haben, Hrsg. vom Österreichischen Verband für Deutsch als Fremd*Zweitsprache (ÖDaF), Göttingen: unipress, S. 160 – 174.
Reinsperger, Victoria/Ehrig, Britta/Ehrenmüller, Jürgen/Schicker, Stephan/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2023): „DiaLog – Argumentatives Sprachhandeln in mehrsprachigen Lernkontexten fördern“, in: Schicker, Stephan/Saletovic, Miskulin (Hg.): Sprachliche Handlungsmuster & Text(sorten)kompetenz. Graz. Library Publishing, S. 35-60.
Partnerschulen
Rückmeldungen aus der Praxis
Die Materialien führen zu einem spürbaren sprachlichen Fortschritt bei den Schüler:innen.
Angesichts eines zunehmenden Umweltbewusstseins unter Schüler_innen und einer ständigen Medienpräsenz von Klimathemen sind die Themenbereiche hochaktuell, nicht nur im Deutschunterricht.
Bei den DiaLog-Modulen […] wird der Inhalt sorgfältig und schrittweise mit sprachlichen Mitteln unterfüttert, sodass schlussendlich auch schwächere Schüler:innen zu einer formvollendeten Argumentation [und einer Wissensbasis] kommen können.
Argumentieren habe ich immer schon sehr wichtig gefunden, die Sprachbausteine und Themen haben mir neue Infos, Anregungen bzw. auch Motivation beigebracht, das Argumentieren weiter im Unterricht umzusetzen.
[…] vorher wusste ich eigentlich nicht genau, wie ich eine Diskussion anregen und leiten sollte. Mit Hilfe von diesen Materialien ist es aber super einfach und erfolgreich.
Es wurden tolle Strategien vermittelt, wie das Argumentieren im Unterricht aufgebaut werden soll.
Projektteam und Partner:innen
Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Sabine Schmölzer-Eibinger
Mag.phil. Victoria Reinsperger
MMag.phil. PhD Stephan Schicker
Mag. Dr.phil. Muhammed Akbulut
Ida Menditti, BEd
Projektpartner:
Západočeská univerzita v Plzni
Mag. phil. Jürgen Ehrenmüller
NHL Stenden Hogeschool
Britta Ehrig, MA
Mehrsprachliche Bildung
Erasmus+ - Projekt: „Mehr-sprachliche Bildung - Entwicklung und Erprobung von Language Awarenesskonzepten im Unterricht aller Fächer“
Laufzeit: 2016 - 2018
Fördergeber: Europäische Union
Was bedeutet Demokratie – zuzeiten von Solon und heute? Warum verdienen Frauen noch immer schlechter als Männer und was steht einem weltweiten Verbot von Kinderarbeit entgegen?
Gesellschaftlich brisante Fragen wie diese sind Gegenstand zahlreicher Debatten und Diskurse. Welche sprachlichen Fähigkeiten braucht es aber, damit sich auch Schüler:innen daran beteiligen können? Ganz zentral ist hierfür das Argumentieren. Das „ProFo-Modell“ zur Förderung der Argumentationsfähigkeiten von Schüler:innen stellt Materialien für einen sprachbewussten Fachunterricht zur Verfügung.
Projektbeschreibung
Was bedeutet Demokratie – zuzeiten von Solon und heute? Warum verdienen Frauen noch immer schlechter als Männer und was steht einem weltweiten Verbot von Kinderarbeit entgegen?
Gesellschaftlich brisante Fragen wie diese sind Gegenstand zahlreicher Debatten und Diskurse. Welche sprachlichen Fähigkeiten braucht es aber, damit sich auch Schüler:innen daran beteiligen können? Ganz zentral ist hierfür das Argumentieren. Das „ProFo-Modell“ zur Förderung der Argumentationsfähigkeiten von Schüler:innen stellt Materialien für einen sprachbewussten Fachunterricht in mehrsprachigen Klassen in den Fächern Biologie und Umweltkunde, Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung, Wirtschaftskunde und Berufsorientierung zur Verfügung und setzt dabei einen innovativen didaktischen Ansatz zur Nutzung der mehrsprachigen Ressourcen der Lernenden beim Schreiben um.
Das „ProFo-Modell“ regt eine intensive Auseinandersetzung mit fachlichen Inhalten an und fördert gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Lernenden auf Sprache. Sie lernen das Argumentieren dabei als fächerübergreifend relevante Sprachhandlung kennen und erfahren, wie sie ihre mehrsprachigen Ressourcen beim Schreiben argumentativer Texte nutzen können.
Unterrichtsmaterialien
Das „ProFo-Modell“ wurde in Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe zu zehn Themen umgesetzt. Zusätzlich wird das Modell in vier Modulen zur Professionalisierung von Lehrkräften umfassend erklärt, die sowohl Informationen zum theoretischen Hintergrund als auch zur praktischen Umsetzung der Materialien enthalten und die Erarbeitung neuer Themen Schritt für Schritt anleiten. Die Module sind primär für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften gedacht, aber auch für das Selbststudium geeignet.
Das „ProFo-Modell“ wurde im Rahmen des internationalen Erasmus-Plus-Projekts MeLA: Mehrsprachliche Bildung und Language Awareness an der Universität Graz entwickelt und in der Sekundarstufe in allen betreffenden Fächern erprobt.
Das „ProFo-Modell“ wurde in Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe zu zehn Themen umgesetzt, diese sind:
- Demokratie
- Migration
- Frauenarbeit
- Kinderarbeit
- Tierrechte
- Steuerharmonisierung
- Geschlechtsbestimmung
- Kreationismus
- Handyverbot
- Schuluniformen
Zusätzlich wird das Modell in vier Modulen zur Professionalisierung von Lehrkräften umfassend erklärt, die sowohl Informationen zum theoretischen Hintergrund als auch zur praktischen Umsetzung der Materialien enthalten und die Erarbeitung neuer Themen Schritt für Schritt anleiten. Die Module sind primär für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften gedacht, aber auch für das Selbststudium geeignet.
Das „ProFo-Modell“ wurde im Rahmen des internationalen Erasmus-Plus-Projekts MeLA: Mehrsprachliche Bildung und Language Awareness an der Universität Graz entwickelt und in der Sekundarstufe in allen betreffenden Fächern erprobt.
Publikationen
- Rezat, Sara/Grundler, Elke/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2024): „Ich find’s aber trotzdem unfair. Argumentausbau in Briefen und Gesprächen von SchülerInnen“, in: Rezat, Sara/Grundler, Elke/Schmölzer-Eibinger, Sabine/Feilke, Helmuth (Hrsg.): Textprozeduren in Spannungsfeldern, Narr. S. 189-217
- Elke Grundler/ Sara Rezat/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2020): „Positionierungen in argumentativen Gesprächen und Briefen der Schule“, in: Zeitschrift für Angewandte Linguistik 2020, Band 72, H. 1., 1-29., Online veröffentlicht: 10.04.2020
- Niederdorfer, Lisa/Akbulut, Muhammed/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2018): „Von ‚Ja, aber…‘ zu ‚Zwar…, aber…‘ – Mündliches und schriftliches Konzedieren im Kontext von Mehrsprachigkeit“, in: Beiträge zur Fremdsprachenvermittlung, Sonderheft 26 (2018), S. 55-74.
- Niederdorfer, Lisa/Akbulut, Muhammed/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2017): „MeLA: Mehr-sprachliche Bildung – Language-Awareness-Konzepte im Unterricht aller Fächer“, in: Wien: ÖGSD-Tagungsberichte 2, S. 166 – 170.
- Akbulut, Muhammed/Niederdorfer, Lisa/Schicker, Stephan/Schmölzer-Eibinger, Sabine (2017): „Prozedurenorientierte Didaktik und Focus on Form (ProFo): Ein integratives Modell zur Förderung literaler Kompetenz in sprachlich heterogenen Klassen“, in: ÖDAF-Mitteilungen, S. 125 – 140.
Projektteam
Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Sabine Schmölzer-Eibinger
Lisa Niederdorfer, MA
MMag.phil. PhD Stephan Schicker
Mag. Dr.phil. Muhammed Akbulut
in Zusammenarbeit mit Lehrkräften aus Graz und Wien
Dissertationsprojekte
- Dissertationsprojekt von MMag. Stephan Schicker "die argumentation war etwas dürftig" – Zur Textbeurteilungskompetenz von Lernenden: Eine Interventionsstudie zur Anbahnung von Textbeurteilungskompetenz in mehrsprachigen Erwerbskonstellationen (2015-2019)
- Dissertationsprojekt von Mag. Victoria Reinsperger "Alles eine Frage der Perspektive? Die Positionierungsperspektive beim mündlichen Diskutieren eines socio-scientific issues als Indikator für die Wirksamkeit vorgelagerter mündlicher Aufgabenarrangements zur Förderung schriftlicher Argumentationsfähigkeiten in sprachlich heterogenen Klassen" (2020-2024)
- Dissertationsprojekt von Mag. Judith Weinzödl "Schriftliches Argumentieren sprachenübergreifend fördern – Eine Interventionsstudie zum Aufbau von Schreibkompetenz auf Basis einer integrativen Sprachendidaktik" (2021-2024)